SÜDDEUTSCHE:
Drei Tote bei Balkon-Absturz
Drei Menschen, darunter ein vierjähriger Junge, sind getötet worden, als ein Balkon aus dem ersten Obergschoss in die Tiefe stürzte.
Beim Absturz eines Balkons in Brühl (Baden- Württemberg) sind drei Menschen getötet worden, darunter ein vierjähriger Junge. Zwei Hausbewohner wurden schwer verletzt, ein Achtjähriger überstand das Unglück am Donnerstagabend fast ohne Blessuren, wie die Polizei mitteilte.
Fünf Mitglieder einer Familie hatten auf dem Balkon im ersten Stock des Hauses gestanden als sich dieser plötzlich neigte und von der Hauswand abbrach. Sie fielen in die Tiefe. Eine 57-jährige Frau und ihr vier Jahre alter Enkel wurden dort von der herabfallenden Betonplatte samt Geländer erdrückt. Eine ebenfalls 57 Jahre alte Frau aus dem Erdgeschoss wurde auf ihrer Veranda von dem Balkon begraben. Sie starb wenig später im Krankenhaus.
Das Unglück hatte sich gegen 21.00 Uhr im Hinterhof des zweieinhalbstöckigen Wohnhauses ereignet, das nach Einschätzung des Polizeisprechers gegen Ende der 60er Jahre gebaut worden war.
Nachbarn beobachteten den Absturz und alarmierten die Rettungskräfte.
Als Unfallursache vermuteten die Ermittler zunächst Baumängel.
Über die Behörden müsse geklärt werden, wann der Balkon gebaut wurde und wie es um die Baugenehmigungen stehe, sagte der Polizeisprecher.
Ob die Konstruktion möglicherweise nachträglich angebracht wurde, sei derzeit nicht bekannt. Beim Absturz eines Balkons in einem fast 100 Jahre alten Mietshaus in Mannheim waren im Juni 2004 vier Menschen verletzt worden. Als Ursache wurden verrostete Träger ermittelt.
Während in Brühl für die beiden 57-jährigen Frauen und den vierjährigen Jungen jede Hilfe zu spät kam, wurden eine 22 Jahre alte Frau und ein 59-jähriger Mann aus dem ersten Stock schwer verletzt in Krankenhäuser gebracht. Lebensgefahr bestand am Freitag nicht mehr.
Die Verletzungen sind nicht so schwerwiegend, wie es zunächst aussah, sagte ein Polizeisprecher. Der achtjährige Junge aus dem ersten Stock überstand den Absturz nahezu unverletzt. Notfallseelsorger kümmerten sich um die Verwandten und die Zeugen des Unglücks.
Aus meiner Sicht:
Donnerstag abend gegen 21 Uhr fuhren wir einen Fußballer mit v.a. auf Comotio aus Oftersheim/Sportplatz Hardtwald Siedlung ins Krankenhaus Schwetzingen. Auf dem Weg dorthin wurden wir von unserem Disponenten der Leitstelle anbgesprochen mit der Bitte uns möglichst schnell wieder frei zu melden. Kurz darauf höhrte man die Piepser des LNA und ERD durchlaufen und zwei andere Fahrzeuge. In der Fahrzeughalle wurden wir von der Schwester in Empfang genommen und übergaben den Patienten. Freimeldung per Funk. O-ton der Rettungsleitstelle: 9/83-2*, Brühl, Bumenstraße*, Abgestürzter Balkon, Personen eingeklemmt. Sonderrechte frei, Auftragsnummer XXX. Matthias Müller* erklärte mir dann auf der Anfahrt in ruhigem Ton wir richten alles auf die Trage. Wir nehmen mit: Vakuummatratze, EKG, Koffer, Stifnecks, Absaugpumpe, Helme aufsetzen und Jacke anziehen. Dann suchte ich den Anfahrtsweg heraus und lotste Matthias zum Einsatzort. Trotz seiner ruhigen Art fuhr er schneller und Risikoreicher als sonst mit Blaulicht; seine Stimmlage veränderte sich. Trotzdem machte er einen gefassten Eindruck.
Eine erste Lagemeldung an die RLS lautete: Balkon abgestürzt, 5 betroffene Personen, davon 3 eingeklemmt. Der Disponent leitete weitere Fahrzeuge zur Einsatzstelle ab. Dort angekommen rangierte mein Kollege den RTW platzsparend in eine Seitenstraße um der Feuerwehr die Anfahrt für ihr Gerät zu ermöglichen. Ich legte derweil die Vakuumatratze auf die Rolltrage und legte unser Material wie besprochen ab. Setzte meinem Helm auf und zog die Jacke an. Matthias öffnete die Türe, zog die Trage aus und rollte diese Richtung Einsatzstelle. Ich verlor ihn schon aus den Augen und schnappte mir den Koffer und eilte mit einem Polizisten in den Hinterhof. Ein RTW der Johanniter und ein RTW der Wache Mannheim waren schon vor Ort. Im Hinterhof angekommen sah ich bereits einen Schutthaufen auf der Hochparterre Veranda, darauf 2 Rettungassistenten des Roten Kreuzes, ca. 5 Feuerwehrleute und mehrere Zivilhelfer. Ein RA davon wies mich zur Garage, dort lagen 2 Verletzte, ein Mann. Ca 50 Jahre, ein Kind ca. 7 Jahre. Äußerlich leicht verletzt. Matthias wies mir die beiden mit den Worten das sind deine zu. Ich untesuchte zuerst den Mann, denn das Kind saß im Schoß seiner Mutter. Meine Untersuchungen zeigten Verdacht auf Knöchelfraktur links, Rippenserienfraktur und Thoraxtrauma, Steißbeinprellung, div. Schnittwunden. Druck 150 Frequenz 130, Pupillenreaktion normal, keine weiteren schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule. Bei dem Kind dasselbe. Keine Diagnosen. Der kleine erzählte mir das er auf der Betonplatte gelandet war, also ganz oben. Bei mir meldetet sich ein Krankenpfleger den ich beauftragte regelmäßig den Blutdruck zu messen, während ich die Intravenösen Zugänge und Infusionen aus dem Notfallkoffer vorbereitete. Nachdem das erfolgte gab ich 5 L Sauerstoff und ließ ich den Krankenpfleger bei meinen Patienten und machte mir selbst ein Bild der Sache. Mittlerweile befand sich am Unfallort der ERD (Einsatzleiter des Rettungsdienstes) und der LNA (Leitender Notarzt) dazu noch 2 weitere RTW Besatzungen und noch ein oder zwei Feuerwehrbesatzungen. Mittlerweile war die Einsatzstelle ausgeleuchtet, es lagen 2 mal 220 V und einmal 380 V Strom. Ich konnte erkennen das der Balkon des 1. OG abgebrochen war und auf die Veranda der EG Wohnung gefallen war. Nach Schilderung meines Patienten stand er mit Enkel und Tante auf dem Balkon, unter ihm sein zweiter Enkel und seine Frau. Der Balkon währe abgeklappt, alles auf die Veranda gerutscht und die Balkonplatte schließlich abgerissen und nachem die Kante aufegkommen war, auf die Verande geklappt. Er habe sich befreien können, einer der Enkel saß obendrauf. Ich konnte primär die Platte erkennen, darunter jedem Menge Einrichtungsgegenstände. Direkt unter der Platte am Rand lag eine bis zur Brust eingeklemmte Frau, im weiterem Umfeld eine weitere Frau und der zweite Enkel. Diese wurden mit Herz-Kreislauf Stillstand behandelt. Ich kümmerte mich dann weiter um meine Patienten, konnte jedoch durch meine günstige Position die Straße und den Einsatzort beobachten. Die Feuerwehr schob nun Hydraulikgeräte an, um die Platte zu heben und die Patienten zur weiteren Versorgung zu befreien. Dann kam der ERD und LNA zu mir und ich berichtete den Zustand meiner Patienten. Er willigte ein das wir den Patienten verladen und ins nächste Krankenhaus fahren.
Am Funk hörte man dann das eine Patientin untere Reanimationsbedingungen ins Klinikum Mannheim unterwegs war und im Schockraum angemeldet wurde, eine weitere Frau und das Kind nur noch als eindeutig Tot geborgen werden konnten. Hier wurde anhand der Verletzungen keine Reanimation mehr gestartet.
Als wir den Patienten In der Chirurgischen Ambulanz in Schwetzingen abgeliefert hatten, durften wir auf die Wache zurück um aufzufüllen und Material in Ordnung zu bringen, unser Parallelauto leistete dann noch bis 24 uhr notfallseelsorge für Zivile Helfer und angehörige. Unser Einsatz war damit beendet, schlafen konnte ich trotzdem erst ab 4 Uhr, nachdem ich noch lange mit einer Freundin gesprochen habe.
*geänderte Fakten
die Balkonplatte aufegbockt, am heutigen morgen.
einsatzbilder folgen sobald die Feuerwehr es online gestellt haben.