Tuono 125 SF entdrosseln und zulassen

  • Moin John, kurz mein Senf dazu. Und ich hab kein Problem mit Korrekturen. Ich bin nicht unfehlbar :-)


    -> Von der Tuono SF gibt es keine "italienische" Ausführung. Die SF wurde auf EU-Ebene Typgeprüft, damit sind alle Maschinen in der EU technisch identisch. Auch sind eher wenige RS125 mit 11kW ausgeliefert worden. Viel öfter wurde nachträglich gedrosselt, was wohl auch schon vor dem Verkauf beim Händler passiert sein kann. Werksgedrosselte Maschinen wurden m.W. in relevanter Stückzahl nur von der MPA0 (1996-1998) und der RD (2007 bis 2012) verkauft.

    --> unterschreibe ich nicht ganz. Nur weil ein Motorrad eine "EU-Zulassung" hat, heißt das nicht, dass ich diese Motorrad ohne Probleme überall zulassen kann. Aus der EU-Brille heraus sollte es so sein. Aber der TÜV blockt sowas gerne. Beispiel: RS 250 hatte mit der italienischen TypenNr (E3) keinen Kat. Ein solches Moped war schon in den 90ern nicht mehr ohne Weiteres zulassungsfähig in DE. Meine erste 250er war eine Reggiani Grauimport. Die hätte man so ohne Weiteres und ohne deutsche Kat-Anlage gar nicht hier zulassen können.

    Bei der Werksdrosselung gebe ich dir Recht. Die MP waren übrigens die ersten überhaupt offiziell eingeführten Aprilia. Aprilia hatte bis Mitte der 90er noch nicht mal einen richtigen Vertrieb hier in DE.


    --> tatsächlich gab es nur ein einziges Modell, bei dem es unterschiedliche Ausführungen für Italien und Deutschland gab, die jeweils nicht "offiziell" auf dem anderen Markt verkauft wurden.

    -MP00 (1995-1997) = Italien (und einige weitere Länder), wurde aber ohne Typprüfung auch öfter in D verkauft
    --> wenn es eine offiziell zugelassene war über Aprilia Deutschland, dann war es auch eine mit E11. E3 gab es von aprilia keine offziellen in DE, nur als Grauimporte. Es gab findige Leute, die in den 90ern damit Kohle gemacht haben die Mopeten hier für kleines Geld grau einzuführen und gewinnbringend zu verkaufen. Ab 1996 hat aprilia den Vertrieb aufgebaut und der deutsche Vertrieb hätte einen Teufel getan, den deutschen Markt dem italienischen Vertrieb zu überlassen.

    -MP01 (1998) = Deutschland (und einige weitere Länder) aber nicht Italien

    GS, MPA0, MPB, SF, PY, RD und RM wurden identisch auf beiden Märkten verkauft.

    Die 80km/h Ausführungen gab es natürlich aufgrund des Führerscheinrechts nur in D.

    Das alte GS Modell (R123) war immer ein Graumimport und wurde nie über aprilia in DE verkauft. Ausnahme sind lediglich die ersten RS 125 mit dem runden Scheinwerfer (wie in den ersten 250er RS auch) im Romboni-Design und die ersten Chesterfields, von denen es nur eine Hand voll gab und die vorübergehend als GS ausgeliefert wurden, bis dann die deutschen Modelle folgten.

    Die meisten GS-Typen sind die mit dem Trapezscheinwerfer und dem nicht polierten Rahmen.



    --> Nicht zwingend. Ich habe bei meiner GS alle Drosseln ausgebaut und bin zum TÜV gefahren. Der hat die offenen Daten rausgesucht und mir das Gutachten für eine "Rückrüstung in Originalzustand" erstellt. Ob das heute noch so einfach geht ist mir nicht bekannt. Mit den passenden Unterlagen und Hintergrundinfos (Nummer der ABE oder EG-BE, HSN/TSN) sollte das aber möglich sein ohne irgendwelche "Klimmzüge" machen zu müssen.

    Da ist sicher jeder TÜV anders. TÜV Prüfer wollen schnell Geld machen. TÜV Plakette, abkassieren, Feierabend. Wenn du da mit Sonderwünschen kommst...haben die alle kein Bock drauf. Löbliche Ausnahmen gibts immer.

    Dabei hat aber sicher auch geholfen, dass die GS immer italienisch war und abgesehen von den 80kmh Blackboxen nicht wirklich geändert wurde.

    ich kompensiere Appetit durch Leichtbau :aha:

  • Hi Manuel und sorry für off topic



    Was den Vertrieb in den Neunzigern angeht kann ich natürlich nichts sagen. Damals hat mich sowas noch nicht tangiert.


    Ich weiß, dass der Import bis 1989 durch die "Aprilia Deutschland GmbH" in Ulm erfolgt ist, von 1989 bis 1998 durch die Firma "A+G Motorrad-Vertrieb GmbH" in Bielefld (die haben damals z.B. auch Moto Guzzi importiert) und ab 1998 durch die "Aprilia Motorrad GmbH" in Düsseldorf. So steht es in alten Motorrad Katalogen und auf Prospekten aus der Zeit.



    Mein Verständnis von den e-Nummern ist, dass diese nur angeben in welchem Land eine bestimmte Prüfung nach Richtlinie XY erfolgt ist. Aber nicht wohin das Mopped dann verkauft wird oder werden darf.

    Da liegt ja genau der Unterschied zwischen nationalen Genehmigungen und der EU-Genehmigung.


    Früher bei den nationalen Genehmigungen KONNTE ein Land ein Mopped, dass in einem anderen Land schon geprüft wurde ohne Änderungen übernehmen, MUSSTE aber nicht. Auf jeden Fall musste aber in jedem Land eine eigene Typprüfung gemacht werden, auch wenn die Moppeds technisch identisch waren. Wenn irgendein nationales Gesetz dagegen sparch musste das Mopped halt länderspezifisch angepasst werden.


    Bei einer "EU-Homologation" müssen alle Länder, die das EU-weite Zulassungsverfahren anerkennen, die Moppeds unverändert im eigenen Land zulassen, ohne dort nochmal eine eigene Typprüfung zu machen.


    Beispiel RS250: Die ist ja noch national homologiert und hat eben keine EU Homologation.

    Dort gab es technische Unterschiede zwischen den Maschinen für den italienischen Markt (Typ LD00) und den deutschen Markt (Typ LD01). Ein Unterschied ist der Krümmer ohne und mit Kat, der ja wahrscheinlich auch eine unterschiedliche Kennzeichnung hat?? Dass man dann nicht einfach ein italienisches Mopped in D zulassen kann, weil es eben technisch nicht identisch ist mit dem was "zulässig" ist, ist für mich logisch.


    Wäre die RS250 schon EU-homologiert gewesen wären die Daten und die Teile aus dieser homologation EU weit identisch und gültig. Dass dann ein miesepetriger Prüfer immer noch Stress machen kann ist was anderes.


    Bei den meisten RS 125 Modellen war es nicht wie bei der RS250. Da sind auch die national zugelassenen Maschinen technisch identisch zwischen Italien und Deutschland.

    GS, MPA0, MPB0 und MPB1 verwenden exakt die gleichen Teile und wurden in beiden Ländern typgeprüft. Auch Moppeds mit "e3" auf bestimmten Teilen (z.B. Krümmer, Schalldämpfer) konten ganz offiziell in Deutschland verkauft werden, wenn sie eben auch hier typgeprüft wurden. Das war bei der GS, MPA0, MPB0 und MPB1 definitiv der Fall. Das dabei teilweise nicht exakt identische technische Daten rauskommen liegt nicht an der Technik sondern an der "Bürokratie" der Länder.

    Daneben gab es bis 97 nachweislich auch viele Grauimporte, da geb ich dir recht.


    Schön sehen kann man das gerade bei den GS-Modellen mit dem eckigen Design (1992-1994):

    Die wurden ab 1993 ganz offiziell von Aprilia bzw. über den Importeur in Deutschland verkauft. Nebenher wurden aber einige auch grau importiert. Wenn du zwei davon nebeneinander stellst sind die komplett gleich. Auch die e-Nummern sind gleich. Es gibt nur zwei kleine Uterschiede, die Aufschluss geben:

    -Bei einer "deutschen" ist zusätzlich am Rahmen ein deutscher Typaufkleber drauf (falls nicht abgefriemelt) und die Fahrgestellnumer ist GS 0555...

    -Bei einer "italienischen" gibt's keinen deutschen Typaufkleber und die Fahrgestellnummer ist GS 0550...


    Ab 1995 wurde die GS in Italien gar nicht mehr verkauft. Konnte also gar nicht mehr grau importiert werden. Trotzdem gibt es in Deutschland jede Menge GS Baujahr 1995 bis 1997, die alle einen deutschen Typaufkleber und die Fahrgestellnummern mit GS 0555... bis GS 0556... haben.


    In Italien wurde ab 1995 die MP00 verkauft. Und die wurde in Deutschland eben nicht typgeprüft, konnte also nur "inoffiziell" mit Einzelgenehmigung verkauft werden. Offiziell wurde ja hier weiter die GS verkauft. Dass die MP00 viele Teile hat, die mir "e3" gekennzeichnet sind ist wohl eher "Zufall", weil Aprilia die Prüfungen halt noch in Italien (= e3) gemacht hat.


    e11 ist übrigens das Länderkennzeichen für "Vereinigtes Königreich", trotzdem wurde z.B. die MPA0 sowohl in Italien als auch Deutschland verkauft.



    VG

    "Heute ist die gute alte Zeit von morgen", Karl Valentin