Wird in der Diskussion hier auch zwischen zwangsgesteuerten Einlässen (Kolben oder Drehschiebern) und Kurbelhausmembraneinlässen unterschieden?
Bei hohen Drehzahlen spielt das Kurbelhaus (pumptechnisch) immer mehr eine geringere Rolle, da sich der Motor mehr zu einer Strömungsmaschine entwickelt.
Gehen wir mal von einem reinen Kurbelhausmembraneinlass aus:
bei niedrigen Drehzahlen hat die hohe Vorverdichtung (kleines Kurbelhausvolumen, u.a. durch relativ kurzes Pleuel, Vollwangenwellen, großer Kolbendurchmesser (BigBoreZylli), dünne Zylinderfußdichtung, Mebrankasten sehr nahe an der Kurbelwelle) den Effekt eines stärkeren Unterdrucksignalpeaks, was eine Anfettung (bevorzugt im unteren Lastbereich) mit sich bringt, weil das im Vergleich zur Airboxluft trägere Benzin-Luftgemisch aus der Nebendüse und kurz drauf aus dem Düsenstock bzw. davor aus der Haupdüse damit besser beschleunigt wird.
Dies ist nahezu immer bei z.B. den ganzen Piaggio Maxi-2T-Scootern 125-180ccm Kurbelhausmebranern zu beobachten, die bei obigen Umbauten ums verrecken kaum die Teillastanfettung (mit Originalvergasern (nur 20mm)) wegbekommen!
Bei einem 5mm längeren Pleuel mit 5mm ZylinderfußSpacer und damit wieder etwas größerem Kurbelhausvolumen tritt dieser Effekt nicht in dem Maße auf.
Man muss auch ganz deutloch unterscheiden, ob man nur die reine Motorspizenleistung betrachet oder die Gesamtleistungsspitze (Motor+Reso).
Je näher die Drehzahlen deren Spitze zusammenrücken (übereinanderliegen), desto höher ist dann auch die Gesamtleistungsspitze.
Dann kommt es auch noch darauf an, ob man ein Motorkonzept hat, wo man auf viele Gänge des Getriebes zurückgreifen kann und diese eng beieinanderliegend kaum Gesamtleistungsbreite (/-band) benötigen oder doch. Je enger dann beide Leistungsspitzen von ihren Drehzahlen zusammenrücken, desto mehr werden davon entfernt liegende Drehzahlen vernachlässigt.
Betrachtet man den Motor und seine Leistungsspitze alleine, besser noch die Drehmomentspitze, weil dort beste Füllung, dann rückt jene Drehzahl in HÖHERE Drehzahlen, wenn man ein GERINGERES Kurbelhausvolumen hat.
Dies erklärt sich auch daraus, dass ein kleineres Kurbelhaus "schneller" wieder mit frischem Luft-benzingemisch "voll" ist. Weniger Volumen kann eben auch nur weniger aufnehmen. Udn je schneller ein Kurbelhaus gefüllt ist, desto eher empfiehlt es sich für höhere Drehzahlen.
Wenn man dann noch einen Resoauspuff dazusetzt, dann überschneiden sich "Beobachtungen" und Wirkungen derart, dass eine Erklärung und Berechnung zu komplex würde. Wie lange saugt ein Reso aus dem Kurbelhaus, wie stark ist das Resosignal überhaupt, was bewirkt ein starkes Signal in den Auspuff, wie hoch ist die Abgastemperatur, wie groß der Stinger (Endröhrchendurchmesser), wieviel Auslassfenster habe ich, wo liegt im gesamten Motor die eigentliche (Strömungs-) Bremse, etc. etc..
In weiten Teilen habe ich auch u.a. die Threads mit 100en von Seiten im französischen pitlane.biz -Forum u.a. mit Fritz Overmars und Jan Thiel gelesen. Dort kann ich mich an KEINE Stelle erinnern, dass eine höhere Vorverdichtung mehr Drehmoment in unteren Drehzahlen brächte, ganz im Gegenteil.
Dort wurde angeführt, dass bei einer geringeren Vorverdichtung (= größeres Kurbelhausvolumen) Vorteile bei der gleichmäßigeren Einströmung in die Brennkammer bewirkt wird.
Was wohl ein Plus an Füllung bewirkte (und/oder weniger Altgase bis Auslassschluss beinhaltete) (man könnte das meiner Ansicht nach womöglich mit einer Art Einströmgeschwindigkeitsgradienten oder Durchschnittseinströmgeschwindigkeit bezeichnen, die dort als neuere Erkenntnis zutage getreten war.
Auch liegt mir noch ein älteres Tuningbuch vor, in dem bei einem (vermutl.) reinen kolben(schlitz)gesteuerten Motoreinlass die Nennleistungsdrehzahl bei kleinerem Kurbelhausvolumen (größerer/stärkerer Vorverdichtung) anstieg.
Tja, das dürfte wohl aus den Zeiten stammen, als noch wenig Kenntnisse und Einflüsse von/durch Resonanzauspuffanlagen bekannt waren und viele schlicht mit mehr MOTOR-Resodrehzahl die Spitzenleistung bei ihren kleinvolumigen 2-Taktern mit vielen Getriebegängen anheben mussten/wollten, um "schneller fahren" zu können, eine höhere TopSpeed erreichen zu können. Das waren die alten Zeiten von "Totraum-Beseitigung" auf Deibel komm raus, mit Weinkorken unter dem Kolbenboden und Kaltmetallverfüllungen etc. etc., weil man von den Originalmotoren und deren relativ geringen MAximaldrehzahlen und geringen Zylinderfüllungen in HOHEN Drehzahlen wegkommen wollte, um mehr Speed produzieren zu können.
Lange Rede kurzer Sinn:
möchte hiermit den Beobachtungen, kleines Kurbelhaus(große/starke Vorverdichtung) brächte mehr Füllung bzw. Drehmoment und somit Mehrleistung in niedrigen Drehzahlen tendentiell stark widersprechen.
Grüße
Carsten