Gabelsevice RS 95-97

  • Hallo!


    Hier einige Tipps zum Gabelservice der RS:


    Die Gabel des o.g. Modells ist meiner Meinung nach nicht so schlecht wie ihr Ruf: Ich habe sie jetzt ca. 35tkm drin und habe bisher 3 Mal das Öl gewechselt (jetzt zum 3. Mal). Erst jetzt habe ich den Simmerring der rechten (Dämpfung) Seite getauscht, der von der linken (Federung) kam nach ca. 23tkm raus. Die Dämpfung ist in einem vernünftigem Bereich einstellbar und die gabel spricht relativ (alles ist relativ :-)) sensibel an. Ich habe nicht DEN Vergleich. Nachteil ist sicherlich die geringere Verwindungssteifigkeit durch andere Anordnung der Gleitbuchsen und der kleinere Steckachsendurchmesser.



    Die Gabel ist recht einfach zu warten (wenn man folgende Dinge beachtet),
    ALLERDINGS SOLLTE MAN NICHT ZWEI LINKE HÄNDE HABEN! A´BSOLUTE SAUBERKEIT!:


    i.Allg. sollte man die Gleitrohre sauber halten und auch mal einen Blick unter den Staubschutz werfen. Dieser lässt sich mit einem Schraubenzieher leicht vom Tauchrohr abziehen. WD40-Behandlung ist nicht verkehrt.


    Zum Service die Gabel ausbauen.
    Linke Seite: Gabelvorspannung zurück nehmen und die Verschlusshülse oben abnehmen (36er Nuss, evntl. noch mal in die Brücke klemmen). Das alte Öl herauslassen (evntl. vorher ein paar mal umdrehen, damit der "Schlamm" aufwühlt. Im Gabelholm kommt nun ein Sprengring zum Vorschein. Dieser will entfernt werden. Danach kann man die Einheit zur Federvorspannung komplett rausziehen.
    Die Feder und das Distanzrohr herausnehmen. Nun die Gleitrohre herausziehen. Staubschutz runter, Sprengring raus (kann etwas aufwendig werden, nichts beschädigen!) und den alten Simmerring mit einem Schraubenzieher heraus hebeln. Darunter befindet sich eine U-Scheibe und die untere Führungsbuchse (drinn lassen). Alles säubern. Den neuen Öldichtring mit Öl benetzen und einpressen/einschlagen. Hierzu braucht man eine Hülse, die auf den Aussendurchmesser der Dichtung passt. Nicht auf die Dichtlippe selber! Evntl. 36er Nuss. Danach Sprengring wieder einbauen und auf exaktes Einrasten achten! Man kann den Raum zwischen Staubschutz und Simmerring mit verträglichem Fett schmieren. Den Staubschutz über das gleitrohr schieben. Nun VORSICHTIG das Gleitrohr "einführen" (wer lacht da hinten in der letzten?). Staubschutz aufstecken, Hülse+Feder rein, obere Einheit rein und mit Sprengring sichern. Dann 420ml SAE10 einfüllen. Zwischendurch pumpen. Beim reinen Ölwechsel weniger, da nicht alles raus geht. Deckkappe druf (20Nm) und ab dafür!


    Auf der Rechten Seite wie oben: aufmachen, Öl raus (pumpen!).
    Dann an der Klemmfaust unten die Madensicherungsschraube innen lösen und von unten die Schraube mit 8er Imbus lösen (Kupfer-U-Scheibe nicht verlieren). Vor dem kompletten Rausdrehen mit einem Hammerschlag von unten gegen, damit sich die Dämpfungskartusche löst. Schraube raus und Kartusche samt oberer Verschlusshülse rausziehen. Alles weitere siehe oben.
    Beim zusammenbau darauf achten, dass der Sechskant am unteren Ende der Dämpfungskartusche richtig im "Gabelboden" einrastet (Fuddelei), damit er gegen Verdrehen gesichert ist und ihr die Schraube mit 35Nm festziehen könnt. Mit Madenschraube sichern.
    Beim Befüllen auch pumpen (bis es nicht mehr schmatzt, die Luft ist draussen) und auf Ölstand 6cm unter der Oberkante Aussenrohr auffüllen (im komprimierten Zustand, also Gabel ganz eingefedert, Dämpfer möglichst weit rein). Zumachen, Einbaun, Ferdich.



    Sonstiges:


    Gabel durchstecken: Gabel steht über die Brücke raus. Kann man machen, damit das Motorrad (noch...) wendiger wird. Nicht über 1cm!


    Füllhöhe: je weniger Füllhöhe (=mehr Ölmenge), desto progressiver die Gabel am Ende. Zuviel bedeutet Anschlag und volle Belastung auf die Dichtung, also Achtung.


    Negativfederweg: beim drauf setzen sollten etwa 30% (=35mm) eingefedert sein, Richtwert. Keine Grobabstimmung auf Fahrergewicht! Fahrer über ~75 (=Schwergewichte) nehmen härtere Federn!


    Die Gabel wird auf den letzten 30mm progressiv in der Dämpfung. Dies verhindert effektiv ein Durchschlagen. Allg. Druckstufe unterdämpft.


    Dämpfung/Negativfederweg Vo/Hi etwa gleich.
    (was ist denn ein "Negertief-Federweg?)



    Weitere Drehmomente:
    Brücke 25Nm
    4*Klemmfäuste 10Nm
    Stummel 20Nm (nich n bissi viel?)
    Achse VR 80Nm
    Bremssattel 50Nm



    Kritik, Bemerkung oder beifügen? Nur Zu!


    Gruß Jan

    Kenny McCormic hat die Eigenschaft, in jeder Folge zu sterben und trotzdem in der nächsten wieder da zu sein.


    Praktisches feature....

  • Gute Beschreibung!


    Allerdings fehlt noch der Hinweis, dass die Gabeln der 94-97 Modelle großen Serienschwankungen unterliegen und man deshalb auch mit dem Öl variieren sollte.


    Ich empfehle für Fahrer über 80kg Gewicht 15er oder gar 20er Öl.
    Um die Druckstufe zu erhöhen (was sich aber dann auch mehr in der Progressivität bemerkbar macht) kann man anstatt 420 450 ml reinkippen.


    Die linke Seite der Gabel kann man alternativ einfetten um Korrision zu vermeiden und lässt das Öl ganz raus.


    Die Gabel wurde schon immer schlecht gemacht obwohl sie es gar nicht ist!
    Natürlich kann man diese Gabel schon alleine wegen der Konstruktion nicht mit der 98er Show vergleichen.
    Aber selbst ich war mit über 90kg Gewicht mehrere tausend km mit der alten Gabel unterwegs und hatte nach meinem Setup (modifiziertes Dämpferventil, 20er Öl, Wilbers Feder) keine Probleme mehr.


    Das wirkliche Problem der Gabel ist die Undichtigkeit.
    Die ist konstruktionsbedingt und auf längere Zeit nur durch den Austausch der Gabelgleithülsen in den Griff zu bekommen (zeitlich beschränkt).
    Wirklich undicht wird die Gabel allerdings nur dann, wenn das Moped oft auf dem Hänger transportiert wird und die Gabel längere Zeit eingefedert bleibt durch die Verzurrgurte.


    Im regulären Straßenverkehr kommt die Undichtigkeit gar nicht so oft vor.


    Anmerken sollte man noch, dass man nach gewisser Zeit auch die Staubschutzringe austauschen sollte um erneuter Undictigkeit vorzubeugen.


    Wirkliches Manko der alten Gabel war nicht, dass sie grundlegend schlecht ist/war, sondern, dass der Einstellbereich gerade bei schwereren Fahrern äußerts zu wünschen übrig lässt.
    Die Dämpfung kennt nur auf und zu, dazwischen gibts kaum einen Unterschied, und die Federvorspannung hatte ich persönlich sowieso immer ganz bei.
    Aber dann hat sie auch ganz ordentlich funktioniert.


    ab in die FAQ


    Gruß Manuel

    ich kompensiere Appetit durch Leichtbau :aha:

  • Zitat

    Original von Manuel
    ... die Federvorspannung hatte ich persönlich sowieso immer ganz bei.


    "ganz bei" - bedeutet was genau? Auf oder zu?