Es wurden hier brav und artig die Schulbuchinformationen bezüglich Lithiun-Ionen Akkus dargelegt. Alles richtig soweit, nur hat das nichts mit dem Einsatz bei einer H2 zu tun! Viele haben das schon inzwischen ausprobiert – man möchte ja gerne etwas modernes einsetzen. Gehalten, gehalten haben sie aber nicht sehr lange. Restaurationsbetriebe, die sich auf die alten Kawas spezialisiert haben, setzen deshalb auch keine LiPo Akkus ein.
Der Hintergrund:
Im Neuzustand liefert die Lima 4A bei 1800U/min – also 48W. Der Wert verdoppelt sich bis 5000U/min und danach ist keine nennenswerte Steigerung der Lima-Leistung zu verzeichnen (moderne Motorräder haben hier 400 bis 500W!!). Im Klartext: an der roten Ampel braucht die H4 Birne schon 55W (original Ausrüstung 35W, ist aber mehr nur eine trübe Funzel). Wenn jetzt noch der Blinker (2x 21W) eingeschaltet und die Bremse (21W) betätigt wird, damit das Fahrzeug nicht wegrollt, dann ist im Leerlauf „zappenduster“ – sprich die Lima ist überlastet und der Akku wird permanent leergesaugt (und genau das mögen LiPo Akkus überhaupt nicht!). Bemerkbar macht sich das für jeden H2-Fahrer, wenn plötzlich der Blinker seine Blinkfrequenz stark verringert oder ganz einstellt. Zur Abhilfe würde nötig sein, die Motordrehzahl auf 5000U/min im Stand zu bringen - aber will das wirklich jemand?
1972 gab es auch keine Vorschrift am Tage mit Licht zu fahren, somit war die Gefahr der Lima-Überlastung gering. Für eine maximale Motorleistung wurden alle „Verbraucher“ auf ein Minimum reduziert, daher auch die geringe Lichtmaschinenleistung. Schlaue H2-Besitzer haben schon angefangen den Stromverbrauch zu verringern durch Einsatz der LED-Technik. Das ändert aber nichts an der eigentlichen Problematik – die Lichtmaschinenleistung, und das kann auch nicht durch den Austausch der Akkus gelöst werden! Erschwerend kommt hinzu, daß der Rotor ein Permantmagnet ist. Zeit und Temperatur schwächen die magnetische Feldstärke, d.h. die Lima-Leistung wird automatisch weniger. Hier hilft auch kein Austausch der Rotors durch ein „NOS“-Teil, weil der ja auch schon 50 Jahre alt ist. Ich habe die magnetische Flußdichte von mehren H2-Rotoren vermessen. Die Ergebnisse schwankten zwischen 170 und 200 mT, damit kann man wirklich keinen großen Start machen. Selbst entmagnetisierte Permantenmagnetrotoren zeigen höhere Werte! Die Lösung ist also eine Aufmagnetisierung des Rotors. Die Leistung der Lima kann auch darüber hinaus „gepimpt“ werden, wenn der Rotor höher aufmagnetisiert wird (die Limaleistung ist direkt proportional zur magnetischen Feldstärke) - und nur dann macht der Einsatz von LiPo Akkus Sinn!
Das kein Ruhestrom fließt, ist nur bedingt richtig. Im Originalzustand fließt ein Ruhestrom von ca. 10mA, d.h. nach 3 bis 4 Wochen Standzeit ist spätestens der Akku leer. Als Abhilfe – siehe technische Mitteilung von Kawasaki Nr. ’73 H-9 vom 17.5.1972 – wird der Einbau eine Zenerdiode zwischen Akku und Lima empfohlen.